Hallo Uwe,
interessant, dass es Dich genug aufregt, einen Genderstern in einer Internet-Anzeige zu sehen, um einer unbekannten Person eine (ach, so gewiefte!) Nachricht zu schreiben. Hysterisch, fast! Ein bisschen Gender-gaga wirkt das. Für mich wiederum – wie für viele Frauen, queere und trans Leute auf der ganzen Welt – ist Sichtbarkeit der eigenen Identität sehr wichtig. Gerade übrigens in Bezug auf Technik und Basteln, wie hier in der Anzeige. Sprache ist dabei entscheidend – im Alltag für Menschen, die patriarchale Unterdrückung erleben, aber auch historisch in der Entwicklung zu einer gleichberechtigte(re)n Gesellschaft. Dass heutzutage Frauen hier wählen können, dass Vergewaltigung in der Ehe nicht mehr straflos ist, dass es Wissen und Zugang zu reproduktiven Rechten gibt u.v.m. ist Ergebnis feministischer Kämpfe, zu denen immer auch die Kritik an Sprache und die Entwicklung neuer Bezugsweisen gehört hat.
Mit anderen Worten: Die Welt verändert sich, ob Du mitmachst oder nicht.
Überleg doch mal, ob Du Deine Zeit wirklich weiter darauf ver(sch)wenden willst, junge Leute im Internet zu nerven. Hör doch lieber mal zu, wenn Leute von ihren Erfahrungen mit Diskriminierung berichten, oder auch, wenn Wissenschaftler*innen und Theoretiker*innen (oops, I did it again!) dazu arbeiten. Zum Beispiel hier: „Was tun? Sprachhandeln – aber wie?“ von der AG Feministisch Sprachhandeln der Humboldt-Universität zu Berlin, online unter http://feministisch-sprachhandeln.org. Und es gibt ja scheinbar gesellschaftliche Themen, die Dich selbst betreffen oder ärgern – wäre doch schön, damit Gehör und Verständnis zu finden, oder nicht?
Ist nie zu spät, kein Arsch zu sein.